Zunahme Fahrgastereignisse

Fahrgastereignisse im öffentlichen Nahverkehr mit teils schweren Folgen haben in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat deshalb Ende Januar 2022 ein Projekt gestartet, um die Ursachen für die Häufung solcher Unfälle zu eruieren. Das Projekt des BAV wird durch den Verband öffentlicher Verkehr (VöV), die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU), verschiedene Nahverkehrs- und Eisenbahnunternehmen sowie diverse Verbände engagiert mitgetragen. Mittels Datenanalysen, Umfragen, Experteninterviews und Feldstudien wurden bereits wichtige Erkenntnisse gewonnen.

Aus der detaillierten Untersuchung wurden vier Massnahmenpakete abgeleitet. Eines davon ist eine nationale Sicherheitskampagne zur Sensibilisierung der Fahrgäste. Ziel der Kampagne ist es, das Bewusstsein der Fahrgäste für korrektes Verhalten im Tram und Bus zu schärfen. Die Kampagne richtet sich an die Fahrgäste des Nahverkehrs und fokussiert auf zwei in der oben erwähnten Studie des BAV identifizierte Ereignisursachen: (1) das unsachgemässe Ein- und Aussteigen sowie (2) das mangelnde Festhalten im Fahrzeug.

Ursachen für Fahrgastereignisse

Die Grafik verdeutlicht, dass mehr als drei Viertel der Fahrgastereignisse im Nahverkehr auf drei wesentliche Ursachen zurückzuführen sind:

  • Fehlendes Festhalten der Reisenden: Viele Vorfälle entstehen, weil Fahrgäste sich während der Fahrt nicht ausreichend festhalten und dadurch bei plötzlichen Bewegungen des Fahrzeugs das Gleichgewicht verlieren.
  • Unsicherheiten beim Ein- und Aussteigen: Viele Unfälle ereignen sich beim Ein- oder Aussteigen. So stürzen Fahrgäste durch schliessende Türen, stolpern beim Ein- oder Ausstieg oder stehen zu früh auf.
  • Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmenden: Viele Fahrgaststürze in den Fahrzeugen ereignen sich durch abrupte Bremsmanöver von Trams und Bussen, weil zu Fuss Gehende, Rad- oder Autofahrende nicht genügend Rücksicht auf den öffentlichen Verkehr nehmen. Gegenseitige Rücksichtnahme und ein Miteinander können die Unfälle in Bus und Tram wesentlich reduzieren.

Nationale Kampagne zur Reduktion von Fahrgastereignissen im Nahverkehr​

Die Kampagne zielt darauf ab, das Verhalten der Fahrgäste bei den Ursachen «Ein- und Aussteigen» sowie «Festhalten» zu verbessern. Dadurch könnten rund die Hälfte der Vorfälle vermieden werden.

Rund ein Drittel der Vorfälle wird durch das Fehlverhalten Dritter verursacht. Diese Ursache wird gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt der Kampagne thematisiert werden.

Die Ziele der Kampagne sind:

  • Wissen: Fahrgäste lernen, sicher ein- und auszusteigen und sich während der Fahrt festzuhalten.
  • Verhalten: Fahrgäste drücken beim Ein- und Aussteigen stets den Türknopf und halten sich während der Fahrt immer fest.
  • Wirkung: Die Zahl der Vorfälle, die auf die genannten Ursachen zurückzuführen sind, reduziert sich merklich.

Das Kampagnenmotto «Sie haben es in der Hand» betont, dass jede und jeder Einzelne aktiv zur eigenen Sicherheit beitragen kann. Die zentrale Figur, die Hero-Hand, wurde bewusst in einem auffälligen und sympathischen Comic-Stil gestaltet, um die Aufmerksamkeit der Fahrgäste zu gewinnen und auf ansprechende Weise richtiges Verhalten im öffentlichen Nahverkehr zu vermitteln. 

Wie sollten sich Fahrgäste und Verkehrsteilnehmer richtig verhalten?

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist erwiesenermassen äusserst sicher. Dennoch kann die Sicherheit der Fahrgäste noch weiter erhöht werden. Durch richtiges Verhalten können Fahrgäste aktiv zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen und mögliche Risiken minimieren.

Um die Sicherheit im öffentlichen Verkehr zu gewährleisten, ist es wichtig, dass sich Fahrgäste durch ihr Verhalten aktiv schützen.

Ein zentraler Aspekt dabei ist, aufmerksam ein- und auszusteigen. Dazu gehört, stets den Türöffnungs-Knopf zu drücken – auch wenn die Türe bereits offen ist. Dies gewährleistet ausreichend Zeit für einen sicheren Ein- oder Ausstieg und verringert das Risiko, dass sich die Tür während des Vorgangs unerwartet schliesst. Gleichzeitig ist es wichtig, auf andere Fahrgäste sowie die Umgebung zu achten, um Stürze und Zusammenstösse zu vermeiden.

Nach dem Einsteigen sollten sich die Fahrgäste sofort an Haltegriffen oder Haltestangen festhalten. Die Nutzung der Haltegriffe sowie sicheres Stehen minimiert das Verletzungsrisiko. Dies ist besonders während der Fahrt von Bedeutung, um das Gleichgewicht zu halten und um Stürze bei abrupten Bewegungen des Fahrzeugs zu verhindern. Festhalten erhöht nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch jene der anderen Fahrgäste. Es empfiehlt sich, schnell einen geeigneten Sitz- oder Stehplatz in der Nähe zu suchen, damit der Ein- und Ausstieg der anderen Fahrgäste nicht behindert wird und alle Fahrgäste einen sicheren Platz haben.

Die Fahrgäste sollten wenn möglich darauf verzichten, im Fahrzeug herumzulaufen oder die Plätze zu wechseln, während das Fahrzeug fährt. Sie sollten bis zu ihrem Zielort sitzen bleiben, nicht zu früh aufstehen und bei der nächstgelegenen Türe wieder aussteigen.

Ferner sollten Fahrgäste darauf achten, ihr Gepäck richtig zu platzieren und es nicht auf Sitze zu legen, um Platz für andere Fahrgäste zu schaffen. Es ist wichtig, insbesondere ältere Menschen, Schwangere sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität beim Ein- und Aussteigen nicht zu behindern und für sie einen Sitzplatz freizugeben. Diese Rücksichtnahme trägt zur Minimierung des Sturzrisikos bei.

Auch andere Verkehrsteilnehmende – wie zu Fuss Gehende, Auto- und Radfahrende – können durch vorausschauendes Handeln zu einer Verringerung der Fahrgaststürze beitragen, da ihr Verhalten teilweise zu abrupten Bremsmanövern mit Sturzfolgen führt. Es ist daher wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmenden sich der möglichen Konsequenzen ihres Verhaltens bewusst sind und auf den Bus- und Tramverkehr achten. Ein höheres Bewusstsein für die eigenen Handlungen kann dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden und die allgemeine Verkehrssicherheit zu erhöhen. Davon profitieren letztendlich alle Verkehrsteilnehmenden.